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kdk11 30.06.2005

Fire and Ice, mystische Wälder

Wegstrecke 0 km
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Straßenart
Tour-Motorrad
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Fire and Ice, mystische Wälder

Im Lassen Vulcanic NP geht es trotz Schnee und Eis heiss her und die höchsten Geschöpfe unseres Erdballs muß man gesehen haben.
Später lege ich mich mit Murphy an. Seinen Gesetzen will ich mich nicht beugen.
Reeding wäre in rund 160 Meilen über die Interstate schnell erreicht. Viel zu einfach und hässlich. Mir schwebt da eher ein Cocktail aus der 99, 70 und 89 vor. Da mache ich gleich den Lassen Vulcanic NP mit, ich kann ja nicht immer trödeln. Da ich recht früh loskomme, schätze ich, den Park so gegen 14.00 Uhr zu erreichen. Also los. Tja, erstmal unterscheidet sich meine gewählte Tour nicht wirklich von einer Interstate. Das ist diesmal doch recht langweilig. Weit enfernte Hügel, Obstplantagen und schnurgerade Strassen ohne Höhen und Tiefen machen mich natürlich auch nicht so an. Dann wird wird es auch langsam knapp mit dem Sprit, aber zum Glück bin ich gleich in Marysville. Schnell auf die erste Tanke gefahren. Man, kann man mal wieder nicht an der Zapfsäule tanken, sondern muß zu einem Automaten. Der frisst natürlich nur Cash oder Cashcards, ansonsten muß man an der Kasse zahlen. Können die das nicht vorher schreiben? Also zur Kasse. Da bekomme ich zur Abwechslung mal wieder gesagt, man akzeptiert keine Kreditkarten. Soll das ein Scherz sein? Das passiert mir nun schon zum zweiten Mal, daß im Land der Kreditkarten diese nicht akzeptiert werden. Was soll das? Also Tanke suchen, die Kreditkarten akzeptieren. Ich liebe das... aber kostet ja nur Zeit. Die erste die ich finde, ist dann gleich mal 13cent die gallone teurer, aber dafür nimmt man Kreditkarten. Wieder auf dem Weg fahre ich später an mehreren anderen Tanken vorbei, die sowohl günstig sind als auch Kreditkarte nehmen. Diese völlig hirnrissige Beliebigkeit kotzt mich an. Scheint mal wieder nicht mein Tag heute. Dazu kommt die bekannt geniale Ausschilderung, die mich mal wieder den Weg verlieren läßt und eine Ampel, die nicht auf Grün schaltet! Da ist wieder so eine /&%$%/&!!! (zensiert) Induktionschleife im Boden, die bei Motorrädern nicht anspricht. Ich koche und nach der vierten Grünphase des Querverkehrs fahre ich einfach los. Ich warte regelrecht auf den Cop, der mir ein Ticket wegen Rotlichtfahrt verpassen will...
Aber auch die Hürde Marysville ist zu nehmen, ich überlege jedoch schon, doch auf die Interstate zu fahren. Da melden sich hinter Oroville die ersten Hügel und zwei davon flankieren die 70 wie ein Tor. Ein Tor zu einer Strasse, die für die bisherige Fahrt mehr als entschädigt Topfeben zieht sich die Strasse durch ein bewaldetes Tal. Die Kurven sind nicht extrem eng, man kann alles nur mit dem Gasgriff regeln. Kurz Gas weg, Kurve einsehen und mir Zug aus der Kurve raus. So reiht sich Kurve an Kurve und nachdem ich mich inzwischen mit dem Metzler angefreundet habe, versetzt mich die Strecke in einen regelrechten Rausch. Leicht pendelnd zieht die Shadow sich aus den Kurven, bei Bodenwellen pumpt sie leicht. Aber alles locker beherrschbar.

Es ist wieder eine dieser Strassen die niemals enden sollten, erneut muß ich mich regelrecht zwingen, wenigstens ein paar Fotos zu machen. Die können dieses Gefühl aber nicht wiedergeben, da erscheint einem das wie eine "normale" Strasse. Das ist sie aber nicht. Wie an der Schnur gezogen läßt sich der Strich ziehen. Gas lupfen und durch, immer wieder. Ich erwarte hinter jeder Kurve erneut das Nirvana oder Walhalla. Ich bleibe diesmal jedoch auf dem Boden, einmal hatte ich den Himmel bereits erreicht und wieder verlassen. Ein ständiges Kommen und Gehen ist dann wohl doch nicht vorgesehen, ist ja auch kein Bahnhofsklo. Ein Gedankenblitz in diesem Fahrrausch erinnert mich daran, daß ich nochmal die Strasse wechseln muß, als Sekunden später auch schon das Hinweisschild zur 89 auftaucht. Gerade noch rechtzeitig bekomme ich die Fuhre runtergebremst, um Abbiegen zu können.
Die 89 ist dann etwas enger, die Oberfläche nicht mehr so eben, so schnell ist man wieder in der Realität und die bietet immerhin noch eine schön zu fahrende Strasse durch bewaldete Berge. In einem kleinen Ort, Greenville, darf ich dann erleben das sowohl an der Tanke meine Kreditkarte gleich akzeptiert wird und ich vor allem einfach lostanken kann und erst nachher bezahle. Und im Supermarkt nebenan, da gibt es tatsächlich Nahrungsmittel zu günstigen Preisen, ohne das man 5 Tonnen kaufen muß. Die gekauften Dinge werde ich picknickend im NP verspeisen. Bevor ich den erreiche, geht es erstmal ordentlich bergan und es bewölkt sich zunehmend. Bei rund 1700 Metern Höhe dann die ersten Schneeflecken, die mit zunehmender Höhe immer größer werden. Auch wird es natürlich ordentlich kalt. So ein Pullover ist schon was schönes, allerdings weniger, wenn er wie bei mir hinten im Gepäck schmorrt. Na immerhin sind die Handschuhe in Reichweite.
Dann nach einer Kurve fällt mein Blick auf völlig weisse Berge und kurz danach erreiche ich den Eingang zum NP. Alles ist weiss.

Alles? Nein, nach einigen Kurven steigt Rauch auf und dort wo er aufsteigt zeigt sich der Boden schneelos. Der Rauch riecht nach Schwefel und in diversen Erdlöchern und Morastflächen blubbert es.

Etwa schon verdrängt? Dies ist hier ein Vulkan und Teil des pazifischen Ring of Fire. Fire and Ice, eine schöne Mischung. Weiter geht es und die Schneeflächen schliessen sich wieder immer höher türmen sich die Schneewände am Strassenrand und immer höher schlängelt sich die Strasse durch diese Winterlandschaft bis zu einer Passhöhe von knapp unter 2600 Metern.

Der mit knapp 3200 Meter hohe Lassen Peak präsentiert sich nicht in seiner ganzen Schönheit, die Spitze versteckt sich in den Wolken.

Man könnte ihn bis zur Spitze erwandern, auch liessen sich noch mehr heisse Quellen bewundern, aber durch den Schnee stapfen, dazu fehlt mir die Zeit. Ich habe noch keine Unterkunft und bis Redding sind es noch knappe 60 Meilen. Was essen will ich auch noch und der Yellowstone wird mir noch genug heisse Quellen bieten.

An einem See nehme ich mein Picknick in Gesellschaft einer recht frechen Gans ein. Oder ist es eine grosse Ente? Keine Ahnung, bin ich Ornithologe?

Ähnlich schön wie hinein, führt die Strasse auch wieder hinaus und bald habe ich Redding erreicht, finde im ersten Versuch ein schönes Motelzimmer für $32+tax incl. Internet und so endet der Tag für mich rundum mehr als zufriedenstellend. Morgen geht es dann für mich weiter zu den höchsten Bäumen der Welt, zu bewundern im Redwood NP.
Nach gemächlichem Aufbruch führt mich die 299 durch inzwischen schon üblich schöne Landschaften. Wälder, Kurven so weit das Auge reicht, Meile um Meile. Vom Fahrspass kann die 299 jedoch nicht ganz mit den gestern befahrenen 70/89 mithalten, die Kurven sind deutlich schneller fahrbar, die Geraden dazwischen länger. Die Shadow pendelt bei deutlich über 70mph doch recht kräftig durch die Kurven und pumpt nach Bodenwellen heftiger, als mit einem Schmunzeln wegzustecken ist. Dann wieder sehr scharfe Kurven dazwischen, die nicht nur mir Gaswegnehmen fahrbar sind sondern angeremst werden sollten. Daher macht diese Strecke "nur" Spass. Es kann ja auch nicht ständig traumhaft sein, auch klasse muß mal reichen.


Ich mache einen kleinen Abstecher nach Eureka, um nach der von Reino empfohlenen Werkstatt zu suchen. Nur noch schnell in die libary und nochmal nachsehen, wo das genau war. Die hat Montags natürlich zu... damit hat sich das leider erledigt. Insgesamt ist Eureka eher uninteressant, mit Ausnahme einiger sehr schönen viktorianischen Häuser.

Für mich geht es jedoch weiter nach Klamath und dem dortigen Hostel. Die Strasse führt mich dort schnell und recht gerade hin. Der Wald ist zwar dicht und ich fahre bereits durch den Redwood NP, doch von den dazugehörigen Bäumen ist noch nichts zu sehen. Na morgen ist auch noch ein Tag, erstmal Unterkunft sichern, die Gegend hier ist doch recht einsam und nicht an jeder Ecke lauert eine Unterkunft. Das Hostel liegt etwas ausserhalb, oberhalb eines rauen Strandes und bietet somit Meerblick. Insgesamt ein schönes Anwesen. Der Strand ist eigentlich wie geschaffen für einen tollen Sonnenuntergang, leider verhindern die Wolken besseres.

Ich wache gegen 7.30 auf und schaue aus dem Fenster. Der Blick ist auf das Meer gerichtet, der Himmel ist wolkenerhangen oder ist es Nebel? Die Hostelbedienstete teilt mir mit, daß heute 30% Regenwahrscheinlickeit herrschen, aber von den restlichen 70% scheinen mir bereits 75% verbraucht. Sei es drum, irgendwann muß ich ja mal nass werden. So fahre ich zunächst einige Aussichtpunkte in der Gegend von Klamath ab. Das gehört hier alles zum Redwood NP/SP. Vom Meer ist nicht viel zu sehen, doch geben die wandernden Schwaden der Szenerie einen eigenen Reiz. Tief unter mir höre ich das Geschimpfe von Seelöwen.

Die Fahrt führt nun durch einen dichten Wald und viele der riesigen Redwoods ragen rechts und links der Strasse auf. Es nieselt und die Strasse ist feucht. Der Wald wirkt ganz anders, als bei den Verwandten dieser Giganten im Sequoia NP. Hier wirkt es fast wie in einem Urwald mit undurchdringlichem Dickicht, dagegen war es Sequoia NP fast wie in einem englischen Garten. Gleichermassen kommt man sich jedoch wie ein Wicht vor. Die Feuchtigkeit passt zu dieser Umgebung, den Farnen am Boden und dem Moos an den Bäumen.


Auf der Weiterfahrt nach Norden fängt es dann richtig zu regnen an, die Wolken ziehen sich durch den Wald, geben dem Anblick etwas Mystisches. Die Sicht ist denkbar schlecht, teilweise beträgt die Sichtweite weniger als 30 Meter. Ich muß das Visier offen lassen, sonst beschlägt es nebst Brille. Die Sichtweite dürfte sich dann bei Zero Zero einpendeln. So benetzt der Regen mein Gesicht, während ich durch diesen verzauberten Wald fahre. Die Bäume sind teilweise nicht mal zur Hälfte zu sehen, aus einiger Entfernung sieht man manchmal auch nur den oberen Teil, je nachdem, wie tief die Wolken hängen. Ein einmaliger Anblick, der den Regen in den Hintergrund rückt.
Ich erreiche Cresent City, die nördlichste größere Stadt Kaliforniens. Man kann diese getrost vergessen, zumindest auf den ersten Blick völlig uninteressant. Interessant ist weiterhin der Redwood NP, der hier nochmals schöne Ansichten dieser riesenhaften Bäume zuläßt.

Den höchsten dieser Riesen bekomme ich nicht zu Gesicht, zumindest nicht bewußt. Insgesamt ist der Park sehr auseinandergerissen und die Schilder und Tafeln nicht gerade informativ. Zum hin- und herfahren ist das Wetter auch nicht gemacht und ich denke, ich habe auch so mehr als genug von diesen endlos hohen Bäumen gesehen. Der Zauber und die Mystik dieses Waldes wird auch nicht in Metern gemessen.
Schliesslich verlasse ich den Park und damit auch Kalifornien. Ein neuer Staat heisst mich willkommen, Oregon. Nach kurzer Fahrt erreiche ich ein Hinweisschild zum Oregon Caves National Monument. Hmmm... mal schauen, was da Eintritt verlangt wird. Ich betrete das entsprechende Visitorcenter und erfahre, daß mit dem Nationalparkpass der Eintritt frei ist. Allerdings sei von hier noch ein Weg von 45 Minuten zurückzulegen und die Führung dauert 90 Minuten. Hmmmppf... es ist jetzt 5 vor 15:00, die Führung um 15.30 damit eher nicht zu schaffen. Insgesamt mindestens 3 Stunden und bis zu meinem heutigen Übernachtungsziel sind es auch noch gute 70 Meilen. Wie weit ist den die Entfernung? 20 Meilen. Für 20 Meilen brauche ich niemals 45 Minuten, schnell auf´s Bike geschwungen und ab dafür. Geht doch schnittig voran hier, die 45mph speedlimit werden individuell von mir ausgelegt. 9 Meilen vor dem Ziel kommt dann jedoch der Teil, der für 45 Minuten verantwortlich ist. Nun wird es richtig eng und erneut ist die Strasse eine einzige Kurve. Der Belag jedoch überwiegend vom feinsten, die Shadow feilt von einer Schräglage in die nächste geworfen durch das Labyrinth von Biegungen. Die Handlichkeit der Honda ist einfach klasse. 5 Minuten vor halb erreiche ich den Parkplatz der Caverns, schnell ein Ticket sichern und ohne Pause geht es gleich in das Höhlensystem, hier nur mit Führung und das hat seinen Grund. Hier schlendert man nicht einfach so durch oder steigt breite Stufen hinauf oder -ab. Hier ist es ordentlich eng. Selbst ich Sitzriese muß überwiegend gebückt gehen und zusätzlich teilweise in die Knie gehen. Dazu ragen rechts und links immer wieder Felsen in den schmalen Gang. Rauf und runter geht es über steile, ungleichmässige Steintreppen oder noch steilere Metallstiegen. Eine tolle Führung. Leider ist das Fotografieren hier nicht möglich, es ist zu dunkel. Aber Reiz geht eh nicht von imposantem Gestein aus, sondern vom Weg als solches. Das sollte man in jedem Falle mitnehmen.
Der Weg zurück ist dann so anregend wie zuvor, dafür wird es bis Ashland recht fad. Hostel gebucht, gegessen, geschlafen. Was mache ich eigentlich morgen?

Morgen, also heute stelle ich fest, daß ich irgendwie ganz schön rumgetrödelt habe während der letzten Tage und Wochen. Es ist der 22.6. und ich bin gerade mal in Oregon und das weit im Westen. Ich erinnere mich dunkel, was ich eigentlich noch alles vorhabe. Yellowstone NP, Salt Lake City, Denver, Arches NP nur im Groben. Mount Rushmore hatte ich mir schon vorher aus dem Kopf geschlagen. Dazu kommt die unbedeutende Kleinigkeit des Motorradverkaufs, wofür ich zwei Wochen eingeplant hatte. Demzufolge müßte ich am 14.7. wieder in Canyon Lakes, Texas sein. Das sind gerade mal noch 23 Tage. Allein für den Yellowstone NP habe ich 4 Tage eingeplant, ich komme langsam ins Schwimmen mit meiner Route. 3 Monate sind einfach zu wenig...
Aber wie nun weiter? Ich studiere die Karten, Oregon bietet die Caverns, die habe ich gesehen. Dann den Crater Lake NP, der ist in der Nähe, das mache ich heute. Ansonsten noch die Oregon Sand Dunes, wo in der Nähe auch ein Hostel zu finden ist. Das liegt allerdings an der Küste und führt mich damit wieder nach Westen zu einem weiteren Umweg. Das kommt nicht in Frage, ich muß mal ein wenig straffen. Wo ist eigentlich das nächste Hostel? In Boise... und das liegt bereits in Idaho... oder in Eugene, was mich aber nach Norden und zu einem weiteren Umweg führt. Ich entscheide das im Crater Lake NP, es ist schon 10.00 und ich kann nicht ewig rumlamentieren. So fahre ich zunächst zurück nach Medford und von dort über die 62 in den NP. Die Strasse führt über eine "normale" Landstrasse mit "entsetzliche normalen" Bäumen, die einen an sich schönen Wald ergeben. Was bin ich verwöhnt inzwischen.
Nach einer Weile geniesse ich jedoch diese Landschaft und die Strasse führt mich nun wieder in höhere Regionen. Eine Schild weisst darauf hin "snow zone" und kurz darauf die ersten Schneefelder im Wald. Eigentlich müßig zu erwähnen, daß es nun auch wieder recht frisch wird. So schwingt die Strasse nach oben zum Rand des Crater Lakes, den man mit einem Weg von rund 30 Meilen komplett umfahren könnte. Ich stehe nun am südlichen Rand und bewundere den in einem fast unnatürlich erscheinenden Blau leuchtenden See. Am Ufer schimmert es türkis, die Steine im Wasser braun, dazu der grell weisse Schnee und das satte Grün der Bäume. Ein fantastisches Farbenspiel, was die Kamera natürlich mal wieder nicht annährend wiedergibt. Mitten im See liegt eine Insel, die nicht nur aussieht wie ein kleiner Vulkan, es ist ein Vulkan.

Allerdings kein kleiner. Das ganze hier war mal ein Vulkan, bis eine gewaltige Eruption soviel Magna aus dem Erdinneren nach draussen schleuderte, daß ein riesiger Teil der Spitze des Vulkans von unten nicht mehr gestützt wurde und in sich zusammenbrach. Dann füllte sich der entstandene Krater nach und nach mit Wasser und schuf den nun zu sehenden See. Dazu sollte man noch wissen, das der See an seiner tiefsten Stelle 582 Meter tief ist, um ermessen zu können, was für ein gewaltiges Stück der ehemaligen Spitze da verschwunden ist. Die Insel ist ein neuer Schlot, der Vulkan ist nicht erloschen.

Trotz der schönen Ansicht entschliesse ich mich gegen eine Weiterfahrt nach Westen oder Norden und auch gegen eine komplette Umrundung des Kraters. Ich fahre nur den westlichen Teil ab, dort bekomme ich genug zu sehen und dann lautet mein Ziel Boise/Idaho. Leide ich unter Fieber oder Höhenkrankheit? Bis Boise sind es um die 400 Meilen, ca. 70 bin ich heute schon gefahren, und die Uhr zeigt 13:00. Wenn es gut läuft, schaffe ich die Strecke in 7 Stunden, na ja eher in 8, schliesslich muß ich zweimal tanken und was essen muß ich auch noch. Also los, trödeln ist jetzt nicht ratsam.
Die Strecke bietet zunächst wenig Chancen, um schnell Strecke zu machen, zunächst zu kurvig, was sonst ja erwünscht, dann zuviele Schnarchnasen und zu wenige Überholmöglichkeiten. In Orgeon wird irgendwie besonders langsam gefahren und es ist relativ voll auf den Strassen, zumindest wenn man berücksichtigt, daß hier aber auch über Meilen und Abermeilen genau gar nichts ist ausser Wald, Wald und nochmal Wald. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so lange durch ein zusammenhängendes Waldgebiet gefahren zu sein. Die Strasse führt dann schnurgerade durch die Landschaft und es geht etwas schneller voran, bis zu meinem ersten Zwischenstop in Bend mache ich jedoch keinerlei Zeit gut, also hurtig tanken und heute müssen Fast-Food-Burger reichen. Noch 309 Meilen bis Boise, es ist 15:00. Die Strasse verläuft nun schnurgerade auch der Wald hört nun auf, es geht durch eine einzige, riesige Ebene voller kleiner Büsche, Meile um Meile. Nein, Oregon scheint nicht das touristische Highlight der USA zu sein. Es geht nun schneller voran, das zweite "B" für Burns ist schneller erreicht. Turbo-Tanken und weiter. Bis zum dritten "B" und Zielort Boise noch 178 Meilen. Kurz nach Burns kommt mir ein unerfreulicher Gedanke. Hat Idaho Moutain-Time? Dann verliere ich eine Stunde, hoffentlich bekomme ich im Hostel noch ein Bett. Kurze Zeit später erreiche ich die Grenze nach Idaho und lese den netten Hinweis, man möge seine Uhr doch bitte auf eben diese Mountain-Time umstellen. Sch... ade, also nun aber wirklich nicht mehr trödeln.
Allerdings wird nun die Landschaft wieder hüglig und recht kurvig. Wenigstens ist es schon seit geraumer Zeit wieder angenehm warm. Dann wird es allerdings richtig unerfreulich. Mitten in der Pampa eine Ampel und die ist rot. Ich fahre ran, halte an, es wird schnell Grün und weiter... denkste... die Kupplung rückt nicht ein, der Hebel bleibt am Lenker regelrecht kleben. Oh nein... nicht jetzt hier aAdW, jetzt keine Panne. Ich hatte bisher doch keinerlei Probleme und jetzt das? Die Kupplung kann doch nicht einfach auf meilenweiter Fahrt ohne Schaltvorgang verrecken. Ich versuche den Hebel nach vorn zu drücken und siehe da, die Kupplung rückt ein, auch bei den folgenden Gangwechseln muß ich den Hebel nachschieben, als ob der eingeklemmt ist oder versifft. Aber so plötzlich? Ohhh Mist... das kann ja heiter werden. Auf jeden Fall erstmal raus aus der Einöde und Boise erreichen. Wenn ich ein paar mal gekuppelt habe, dann geht das auch wieder einigermassen, nur wenn ich lange Zeit ohne Schaltvorgang gefahren bin, dann will das nicht so recht. Irgendwo in der Einöde springt der Meilenzähler auf 10.000. Schlechte Jubiläumsumstände... Die Kupplung kann doch noch nicht runter sein. Ausrücklager? Das Getriebe macht keinerlei Geräusche und die Kupplung trennt ja, sie rückt nur nicht wieder ein. Ob nur der Zug geschmiert werden muß? Ich erinnere mich nun, daß die Kupplung mechanisch und nicht wie bei all meinen anderen Bikes hydraulisch betätigt wird. Vielleicht muß auch nur nachgestellt werden. Vielleicht, vielleicht, vielleicht, dafür kann ich mir jetzt nix kaufen, ich muß erstmal Boise erreichen. Es ist hier allerdings nicht nur hüglig und kurvig, es bläst auch mal wieder ein kräftiger, böiger Wind. Mal wieder nicht mein Tag heute...
Ebenfalls ein schlechter Tag für den Vogel, der zu spät von der Strasse losfliegt, bzw. die falsche Richtung wählt. Er donnert nämlich recht heftig gegen meinen Unterschenkel, trotz Leder tat das durchaus weh. Der Vogel dürfte allerdings größere Probleme haben bzw. nie wieder welche.
Endlich erreiche ich die Interstate 84, erstmals wünschte ich mir eine Interstate herbei. Ich lasse die Honda fliegen, die letzten 50 Meilen herrscht ein Speedlimit von 75mph, was eine zu erwartende Strafe deutlich senken dürfte. Besser 15mph zu schnell, als 25-35mph zu schnell... Ich erreiche Boise, die Sonne steht schon sehr tief. Schnell die Adresse rausgesucht und... Bingo, das ist nicht direkt in Boise, sondern 15 Minuten entfernt, in Nampa. Ein Glück bin ich da nicht kurz vorher durchgefahren. Aber ich habe ja Zeit und soviel gefahren bin ich heute ja auch noch nicht. Nach 460 Meilen kommt es auf 15 weitere wirklich nicht mehr an. Um 21:00 erreiche ich das Hostel, eine größere Gartenlaube, aber innen sehr gemütlich und habe für heute genug. Morgen kann ich mir dann was einfallen lassen. Ich verquatsche mich noch mit meinem Zimmergenossen und komme erst um 1:00 ins Bett.
Daher komme ich am folgenden Morgen erst um 10:00 aus dem Kahn. Ich nehme mir die Bedienungsanleitung vor und stelle das Kupplungsspiel neu ein. Siehe da es scheint geklappt zu haben. Ich werde mir ausserdem in Boise neue Zündkerzen und einen Luftfilter besorgen. An der ersten Tanke funktioniert meine Kreditkarte mal wieder an der Säule nicht, diesmal allerdings auch an der Kasse nicht. Der Kassierer meint, die sei gesperrt. Kann doch nicht sein, aber an Tankstellen gab es ja schon öfter Probleme. Ich frage einen auf die Tankstelle kommenden Motorradfahrer nach einem Teilehändler. Er tankt und bringt mich dann dorthin, netter Zug. Der Händler hat dann nur Zündkerzen, aber keinen Filter, den bekomme ich nur bei Honda direkt und das sei nicht einfach zu finden. Ausserdem funktioniert auch hier meine Karte nicht. Das ist jetzt weniger komisch, also bezahle ich in bar. Wenn mir die Karte verreckt, dann habe ich echte Sorgen. Ich muß auch wirklich tanken, auf der nächsten Tanke gleiches Spiel, Karte out of order. Wieder muß ich bar zahlen, meine Barschaft beträgt nunmehr noch $6, in Worten sechs. Vielleicht kann man mir beim AAA weiterhelfen? Nein, kann man nicht, man kann mir nur raten, bei der Nummer auf der Rückseite der Karte anzurufen. Tja, erstens ist die Nummer nur für Kartensperrungen, zweitens ist es eine deutsche Nummer und drittens ist auch meine Telefonkarte leer. Murphy scheint voll zuzuschlagen. Nun habe ich anscheinend das Kupplungsproblem beseitigt, nun kommt ein Problem, welchem nicht mit einer Zange beizukommen ist. Was mache ich nun? Meine weitere Route führt mich wieder in recht menschenleeres Gebiet, was mache ich da, wenn ich keine Unterkunft wegen fehlender Karte bekomme? Hierbleiben? Hier wird man mir auch ohne Karte keine Unterkunft geben, ausserdem wäre dann die gestern mit dem Gewaltritt gewonnene Zeit wieder verspielt. Ich will mein Konto checken, vielleicht ist da was erkennbar. Dazu brauche ich nur einen Internetzugang, der nach einer